Mitten in der Prüfungsphase, kurz vor oder direkt nach dem Abitur, für viele von uns kam das Vorbereitungsseminar genau zur richtigen Zeit und der perfekte Ausgleich zum Schulstress. Fünf Tage raus aus dem Alltag, rein ins Grüne. Vom 10. bis 14. Juni 2025 trafen wir uns im Pfadfinderzentrum Rothmannsthal: 14 junge Menschen aus vier verschiedenen Bundesländern, verbunden durch die Vorfreude auf das, was im September vor uns liegt. Manche von uns kannten sich schon, andere sahen sich zum ersten Mal – aber schnell war klar: Diese Gruppe passt zusammen. Denn uns verbindet eins ganz doll: die Vorfreude auf den Weltfreiwilligendienst. Das Seminar wurde von dem Weltfreiwilligendienst des Bistum Bamberg und dem Weltfreiwilligendienst beim BDKJ Würzburg in Kooperation durchgeführt.
Inhaltlich war die Woche intensiv und vielseitig. Ein großer Schwerpunkt lag auf dem interkulturellen Lernen: Wie funktionieren andere Kulturen? Was sind Kulturstandards und was passiert, wenn unsere Erwartungen auf eine völlig andere Realität treffen? Wir haben gelernt, wie wichtig es ist, die eigene Perspektive zu hinterfragen und offen zu bleiben, gerade in einem anderen Land, in einer anderen Lebensrealität. Auch die Auseinandersetzung mit Entwicklungspolitik war zentral: Was heißt eigentlich „Entwicklungszusammenarbeit“? Wie gerecht ist unsere Welt wirklich aufgeteilt? Das Thema „Armut“ knüpfte daran an, mit der Frage, was Armut in Deutschland und in unseren Einsatzländern eigentlich bedeutet und wie wir respektvoll und sensibel damit umgehen können. Besonders berührend war die Einheit zum Kinderschutz. Wir haben uns mit Kinderrechten beschäftigt, mit gesetzlichen und gesellschaftlichen Unterschieden in unseren Einsatzländern und damit, wie wir reagieren können, wenn wir Dinge erleben, die aus unserer Sicht problematisch sind. Diese Einheit war herausfordernd, aber sehr wichtig. Auch die Gesundheit kam nicht zu kurz: In der Einheit zur Tropenmedizin ging es um Krankheitsprävention, medizinische Vorbereitung und sinnvolle Verhaltensweisen im Alltag vor Ort. Viel Theorie, aber sehr praxisnah und hilfreich. In der Einheit „Mein biographisches Ich“ haben wir unseren eigenen Lebensweg reflektiert: Was hat mich geprägt? Woher komme ich und wohin möchte ich gehen? Wir haben geschrieben, zugehört, geteilt - eine sehr persönliche, intensive und schöne Erfahrung. Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der Vorbereitung unserer Öffentlichkeitsarbeit. Wir sammelten Ideen für unsere Förderkreise, starteten erste Blogbeiträge und Instagram-Accounts, schrieben an Rundbriefen und lernten, wie wir unsere Erfahrungen gut vermitteln können. Auch hier war viel Raum für Kreativität und Austausch.
Jeden Morgen starteten wir mit einem kurzen Impuls, mal ein Text, ein Song oder ein bisschen Entspannung, der uns ruhig und fokussiert in den Tag gebracht hat. Die richtig persönlichen Fragen kamen aber abends: In den Tagebucheinheiten haben wir uns mit Themen wie „Wer bin ich?“, „Welche Brille setze ich auf?“ oder „Wie wird mein Weg aussehen?“ auseinandergesetzt. Das war manchmal nachdenklich, manchmal emotional, aber immer sehr bereichernd und eine tolle besinnliche Zeit.
Und trotz allem Inhalt war auch Zeit für Gemeinschaft, Spaß und Entspannung. Wir haben viel gelacht und gespielt. Besonders in Erinnerung bleibt der Abend am Lagerfeuer, mit Musik, Werwolf-Spiel, guten Gesprächen und viel Lachen – der perfekte Sommerabend.
Über die ganze Woche wurden wir mit unglaublich leckerem Essen versorgt, hatten Platz für Austausch, Kreativität und wunderbare Gespräche. Nach dieser Woche gehen wir mit viel neuem Wissen, vielen Ideen und vor allem mit Vorfreude auf unseren Weltfreiwilligendienst nach Hause. Ab September starten wir in fünf verschiedene Länder, aber mit einem gemeinsamen Fundament, das uns verbindet. Dieses Seminar hat uns nicht nur vorbereitet, sondern vor allem gezeigt: Wir sind nicht allein. Und wir sind bereit. Wir möchten allen danken, die dieses Seminar möglich gemacht haben. Allen ehemaligen Freiwilligen, die kamen, die Menschen, die in der Küche geholfen haben und besonders unseren Referentinnen für alles. Wir freuen uns schon sehr auf das Seminar im Juli.
Johanna Zöller,
- aus dem Bistum Bamberg für die Einsatzstelle in Rulenge, Tansania.